Viele Menschen leiden an Schwindelgefühl, Ohren-, Gesichts-, Kopf-, Nacken-, Schulter- oder Rückenschmerzen, ohne die Ursache dafür zu kennen. Bei einem Zahnarztbesuch kann sich ergeben, dass das Kiefergelenk dafür verantwortlich ist, z.B. weil Ober- und Unterkiefer nicht optimal aufeinander treffen. Denn die Muskeln unseres Kausystems sind mit der Nacken- und Wirbelsäulenmuskulatur verbunden. Die Überprüfung des sogenannten Craniomandibulären Systems empfiehlt sich hier als reguläre Kontrolluntersuchung.
Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) als Ursache für vielfältige Beschwerden
Zum Craniomandibulären System gehören Zähne, Zahnhalteapparat, Kaumuskulatur, Kiefergelenke und Kieferknochen. Die wichtigsten Funktionen dieses Systems sind das Kauen und Sprechen. Störungen im Zusammenspiel werden als Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) bezeichnet. Dieses Krankheitsbild kann sich durch ganz unterschiedliche Symptome bemerkbar machen: Schon kleinste Abweichungen können Probleme auslösen, und zwar nicht nur „vor Ort“. Knackgeräusche im Kiefergelenk, Spannungskopfschmerzen im Kiefer- und Gesichtsbereich, Zähneknirschen im Schlaf, Ohrenschmerzen und Tinnitus, Nacken-, Schulter- und Rückenschmerzen, Wirbelsäulen- und Gelenkbeschwerden sind mögliche Symptome.
Zähne knirschen schadet nicht nur den Zähnen
So soll mindestens ein Drittel aller Erwachsenen im Laufe des Lebens zeitweise stark mit den Zähnen knirschen. Im Idealfall liegen die Kiefergelenke symmetrisch aufeinander und die Kaumuskulatur kann entspannt arbeiten – ohne zu knacken und zu knirschen. Solche Geräusche sind Zeichen einer Fehlfunktion. Daraus können sich Schäden am Kauapparat entwickeln. Ein Abrieb an den Kauflächen führt dazu, dass die Zähne nicht mehr optimal aufeinander passen. Muskelverspannungen können die Folge sein und so kommt eins zum anderen.
Funktionsanalyse mit elektronischer Messung
Wenn die Erstuntersuchung Hinweise auf eine Funktionsstörung ergibt, sollte der Zahnarzt mit seinem Patienten besprechen, ob und in welchem Umfang weitere Maßnahmen erforderlich sind. Mit einer manuellen Funktionsanalyse kann er ermitteln, welche Strukturen geschädigt sein könnten. Für eine präzise Diagnose dient eine instrumentelle Funktionsanalyse. Dabei zeichnet ein elektronisches Messgerät die Unterkieferbewegungen schnell und unkompliziert auf. Je früher Kiefergelenksbeschwerden diagnostiziert werden, desto effektiver kann Langzeitschäden entgegengewirkt werden.
Oft bewirken schon kleine Veränderungen der Bissposition eine deutliche Besserung der Beschwerden. Es kann sein, dass Füllungen, Brücken, Kronen oder Implantate nicht optimal angepasst sind. In diesem Fall kann man durch minimales Abschleifen eine korrekte Ausrichtung erreichen und Schmerzen an anderer Stelle lindern. Wenn eine Versorgung mit herausnehmbarem oder fest verankertem Zahnersatz geplant ist, empfiehlt es sich, den optimalen Biss mithilfe einer Funktionsanalyse schon im Voraus zu ermitteln.
Eine Schiene für den richtigen Biss
Die übliche Therapie bei einer Fehlstellung des Kiefergelenks erfolgt mit einer Schiene. Sie wird aus transparentem Kunststoff individuell im Labor angefertigt und normalerweise nachts getragen. Mit der Biss-Schiene sollen Unter- und Oberkiefer an ihre ideale Position angeglichen werden, wodurch sich die muskulären Strukturen entspannen und neu ausrichten können. Das entlastet die Kiefergelenke und wirkt sich auf die gesamte Körperhaltung aus. Eine zusätzliche Verbesserung kann auch die Zusammenarbeit mit Physiotherapeuten und Fachärzten bringen.
Weitere Informationen
Hier noch einige weiterführende Informationen zu unserem Blog-Beitrag zur Funktionsanalyse des Kiefergelenks.
Das Deutsche Institut für Funktionsdiagnostik und –therapie informiert in einer Broschüre über funktionelle Erkrankungen der Kiefergelenke und insbesondere über die Möglichkeiten der Behandlung dieser Funktionsstörungen (PDF):
Deutsches Institut-Funktionelle Kiefergelenkerkrankung
Ein CMD-Selbsttest des Deutschen Institut für Funktionsdiagnostik und –therapie.
Digitaler Kurzfragebogen zur Erkennung von funktionalen Störungen (CMD, cranio-mandibuläre Dysfunktion) im sogenannten „Kauorgan“ (PDF):
Deutsches Institut-CMD-Selbsttest
Ein Video der WDR-Lokalzeit zur Erklärung des Prinzips der Funktionsdiagnostik (WMV):
Video Funktionsdiagnostik – WDR Lokalzeit – Zahnarztpraxis Janzen